Exkursion zu MAN und Maersk Line in Kopenhagen

5.7.2018, 5:30 Uhr vor der B-Mensa der Hochschule: Die letzten Gäste trudeln aus der Schipper Klause an der Hochschule Flensburg. Zur gleichen Zeit treffen sich wenige Meter weiter 10 Studenten und zwei Professoren. Die Zeit widerspricht sichtlich dem durchschnittlichen Biorhythmus der Studenten. Aber einer fehlt... Familiär und kollegial, wie im maritimen Bereich üblich, wird er aber noch aufgegriffen. Um viertel nach sechs sind dann die zwei Kleinbusse auf der Autobahn, wo die Exkursionsgruppe dank der freundlichen Einladung zweier namhafter Firmen zwei spannende Tage in Kopenhagen verbringen darf.

Das erste Ziel ist das Ausbildungszentrum der MAN Engery Solutions* , wo wir von Tobias Tessmer empfangen werden. Er hat selbst an der FH Flensburg studiert und leitet nun technisch Umrüstungen von Schiffen auf einen Gas-Antrieb. Er erzählt uns über seinen letzten Refit eines LNG-Tankers. An der Wand hängen Rohrleitungspläne und am Projektor werden Bilder gezeigt. Wir können in einer Halle nebenan einen Blick auf neue Turbolader Technik und Zylinder-Kopf Innovationen werfen. Es wird uns ein Demo-Zylinderkopf mit realistischem Kraftstoff und Hydraulik System vorgeführt. Dabei entstehen AHA-Momente, da man die Abläufe durch Plexiglas Scheiben in einer Perspektive aus dem inneren des Zylinders betrachten kann. Man merkt die Sehnsucht der Professoren Herr Thiemke und Herr Rabe, uns so etwas an der Hochschule zu bieten. Anhängerkupplung und Reifen wären schnell montiert... 

Nach Kaffee und Sandwich wird uns erst die zugehörige Außenanlage mit der Gasversorgungs- und Aufbereitungs-Anlage gezeigt. Sie versorgt den Versuchsmotor den wir anschließend gezeigt bekommen. In der großen Motoren Halle erlangt man schnell das Gefühl in einem Maschinenraum an Bord zu stehen. Kurz nach unserem Besuch wird er gestartet. Die letzten Vorbereitungen am Motor und im Kontrollraum laufen und man spürt wie viele von uns heiß darauf sind, den Lernalltag wieder mit dem Bord Leben zu brechen... Für eine gewisse Zeit. Auch Landjobs werden uns bei dem Rundgang definitiv schmackhaft gemacht. Gerade gute Informatik-Kenntnisse werden gebraucht. So schnell sind wir wieder auf dem Boden der Tatsachen und checken nebenher schnell die gerade aktualisierten Notenaushänge.

Während des Besuches wird von uns Studenten sowie den Professoren immer wieder versucht, so viel wie möglich über die neuen Innovationen heraus zu kitzeln. Die meisten von uns haben die letzten drei Jahre als Azubi an Bord verbracht. Es entstehen unter uns immer wieder Diskussionen über die Herausforderung für das Bord Personal, mit dem Zuwachs an Technik umzugehen. Dabei hört auch Herr Tessmer gespannt zu.   

Am Nachmittag wurden wir in das MAN/B&W Museum „Diesel House“ eingeladen. Es eröffnete 2003 in einer ehemaligen Halle des H.C. Ørsted Kraftwerks 2003 neu und beherbergt alte Motoren von Burmeister & Wain. Wie geplant bekommen wird den Start des B&W Nummer eins mit. Dieser Einzylindermotor wurde nach einem Lizenzabkommen mit Rudolf Diesel 1904 erbaut und hat unter anderem als Antrieb für einen Generator und ein Pumpenwerk gedient, bevor er schon 1946 Teil des Museums wurde. Für die meisten noch beeindruckender ist aber der Großmotor in der großen Kraftwerkshalle. Nur dreißig Jahre später ist dies schon der zweitausendste Motor des dänischen Motorenherstellers. Er ist doppelwirkend und fasziniert uns, da er noch 2003 bei einem Stromausfall half, das skandinavische Stromnetz wieder hochzufahren. 

Nach dem einchecken und einem kurzen refreshen im Hotel wird das Abendprogramm am Street-Food-Market eingeläutet. Auch Herr Tessmer kommt erfreulicherweise noch einmal vorbei und wir speisen Burger und Tacos. Die dänischen Preise drücken jedoch die Stimmung des mageren Studenten Geldbeutels. Später trennt sich die Gruppe zum Spaziergang Richtung Meerjungfrau und der Kneipe für das Feierabendbier. 

Am nächsten Morgen liest man aus einigen Gesichtern die Qualität des Nachtleben Kopenhagens. Hilft nur... Kaffee und Frühstück, denn um 0800 Uhr haben wir einen Termin bei Maersk Line

Das schon von Außen beeindruckende Gebäude, spiegelt innen einen Silicon Valley Style wieder. Wir werden nach der Begrüßung von Christoph Gessner, Senior Fleet Group Manager Maersk Line A/S, in einen Meeting Raum mit lässigen Sofas und beschreibbaren Wänden geführt. Einige aus der Gruppe kennen seinen Namen bereits von ihrer Ausbildung bei Hamburg Süd. Herr Gessner ist erst vor kurzem in die Maersk Zentrale in Kopenhagen gekommen. Von einer Angestellten aus der See-Personalabteilung wird uns eine Firmenpräsentation gezeigt und wir erfahren etwas über die Organisationsstruktur des Unternehmens. Technisch interessant wird es, als Herr Gessner den neusten Flottenzuwachs vorstellt. Viele innovative Gedanken, die in den neuen Schiffsklassen umgesetzt wurden, stammen von einem Mitarbeiter Team der Maersk Line selbst. Das ist auch für unsere späteren Berufsperspektiven spannend.  

Nach einer anschließenden Führung im Maersk eigenen Firmen Museum ist der Besuch eigentlich schon vorbei. Wir treffen uns aber noch einmal vor dem Gebäude mit Herrn Gessner. Es interessiert, wie Maersk Line uns Studenten nach einem Abschluss Karriere Chancen bieten könnte. Gerade die ehemaligen Hamburg Süd Auszubildenden bekräftigen sehr deutlich Ihr Interesse. Viele haben damit gerechnet nach dem Studium als Ingenieur wieder auf rotem Rumpf zu fahren. Wie sehen also die Perspektiven aus? 

Die Fragen klären ein paar Unklarheiten und zeigen, dass Maersk Line gerade über neue Ausbildungswege nachdenkt. Da werden auch die Ohren von Professor Thiemke spitz, denn Kooperation und Austausch mit Firmen sind super! Es soll auf jeden Fall Kontakt gehalten werden. 

Die gute Organisation der Exkursion hat auch die Freizeit von Professoren und Kommilitone Jannick Budahn in Anspruch genommen. Von diesem Engagement haben wir definitiv profitiert und es hat Spaß gemacht! Dementsprechend gibt es einstimmig Lob und Danksagung bevor wir zur Heimfahrt in die Autos steigen. 

Tobias Stübbe, Student der Schiffsbetriebstechnik 


  * den meisten noch unter dem wieder geänderten Namen „MAN Diesel und Turbo“ bekannt