Erfahrungen aus der Umrüstung eines Serienmotors auf Dual-Fuel-Betrieb an Bord eines Schiffes
Zusammengefasst von Prof. Dr.-Ing. Rom Rabe
Auf der ISF-Tagung werden traditionsgemäß aktuelle Herausforderungen, Probleme und Erfahrungen aus der Praxis thematisiert. Daher wurde mit der Umrüstung einer bestehenden Anlage auf eine LNG-taugliche Antriebsanlage ein Fall ausgewählt, der gegenwärtig so manchen Reeder umtreiben dürfte.
In seinem Vortrag berichtete Dipl. Ing. Macel Lodder über die Umrüstung eines MAN – 4-Takt-Mittelschnelläufers auf die Möglichkeit neben Destillat- und Rückstandsbrennstoffen auch LNG (Liquid Natural Gas) als Kraftstoff einsetzen zu können. Das heißt, ein bestehender Motor vom Typ 48/60 „mutierte“ zu einem 51/60 DF-Motor (DF= Dual Fuel). Dabei wird eine 13% ige Reduzierung der Motorleistung zu Gunsten des (teilweise) emissionsfreundlicheren und (aktuell) günstigeren Kraftstoffes in Kauf genommen.
Ob und unter welchen Einschränkungen ein solcher Umbau Sinn macht sind für Entscheider in Reedereien aktuell hochinteressante Fragen. Dabei spielt neben dem technischen und finanziellen Aufwand (in diesem Fall wurde eine Pay-Back Time von <3 Jahren zu Grunde gelegt) natürlich auch die Frage eine Rolle, wie lange ein Schiff für eine solche Umrüstung aus dem Betrieb genommen werden muss. In dem konkreten, hier vorgestelltem Fall bestand die Herausforderung darin, dass der Umbau an Bord des, in Ost- und Nordsee operierendem, 1.036 TEU Container Feeders „Wes Amelie“ innerhalb von 36 Tagen durchgeführt werden musste.
Herr Lodder beschrieb sehr anschaulich die technischen Modifikationen einerseits – vor Allem jedoch die organisatorischen Herausforderungen. Neben einem zusätzlichen Einspritzsystem am Motor und einer stark modifizierten Motorsteuerung beinhalt der technische Anspruch auch die Nachrüstung einer kompletten Gas-Versorgungs- und Aufbereitungsanlage mit all ihren sicherheitstechnischen Aspekten. Dabei kamen einige Details zur Sprache, wie z.B. dass eine Kapselung der gesamten Gas-Versorgungs-Einheit z.B. die Gas-Leckage-Überwachung deutlich vereinfacht. Interessant war auch, welche Teile der Anlage zum Liefer- (und Inbetriebnahme-) umfang der MAN gehören – und damit welche Schnittstellen definiert und um welche Fragen sich Betreiber bzw. Reederei zusätzlich kümmern müssen. Eine gute Planung und Koordination mit allen Beteiligten sind Voraussetzung für das Gelingen einer derart komplexen und anspruchsvollen Umrüstaktion.
Ein auflockerndes, kurzes Video über den Umbau zeigte daher auch den Stolz der Akteure seitens MAN über deren erfolgreiche Planung und Durchführung dieses Projektes.
Die Fragen in der anschließenden Diskussion bezogen sich neben Details zur technischen Umrüstung auch auf die Kosten eines solchen Umbaus und zeigen das Interesse welches die Akteure in der maritimen Wirtschaft der LNG-Technologie aktuell entgegenbringen.